Die 4-Tage-Woche – Ein Arbeitszeitmodell mit Zukunft?

Praxiseinblick

Dieser Frage ging das Netzwerk WiR. Unternehmen Familie vergangenen Dienstag nach. Die Veranstaltung war ausgebucht, denn das Thema ist präsenter denn je. Besondere Aufmerksamkeit galt Theresa Kaul und Jörn Schubert – beide aus dem Handwerk – welche von ihren Erfahrungen zur 4-Tage-Woche berichteten.

Diskussionen um die 4-Tage-Woche gibt es zwar schon seit vielen Jahren. Aber vor dem akuten Fach- und Arbeitskräftebedarf sind diese gerade sehr relevant. So machen sich auch Unternehmen aus der Region Bamberg und Forchheim Gedanken zu diesem Arbeitszeitmodel und fangen an, dieses umzusetzen. Auf großes Interesse stießen daher die Beiträge zur „4-Tage-Woche – Ein Arbeitszeitmodell mit Zukunft?“ – ein Angebot des Netzwerks WiR. Unternehmen Familie. Mit über 60 Personen war die Veranstaltung und die Digitalwerkstatt in Forchheim sehr gut besucht.

Von der Theorie …
Nicole Hack von Coaching, Team- und Organisationsentwicklung aus Weilersbach erläutert in ihrer Keynote das Konzept der 4-Tage-Woche im Kontext von New Work und betont die Wichtigkeit einer Arbeitgebermarke. Sie hebt hervor, dass Unternehmen mit einer entsprechenden Positionierung wesentlich ihre interne und externe Wahrnehmung als Arbeitgeber beeinflussen können.

… in die Praxis – Zwei Handwerksbetriebe berichten
Besonders wertvoll sind die Beiträge von Jörn Schubert, Geschäftsführer der Elektro Schober GmbH aus Litzendorf und Theresa Kaul, Firmeninhaberin der Schreinerei Kaul aus Weingarts. Beide teilen ihre bisherigen Erfahrungen zur 4-Tage-Woche und bewirken damit zahlreiche gezielte Nachfragen aus dem Publikum.

Der Betrieb Elektro Schober praktiziert die 4-Tage-Woche seit Anfang des Monats. Folglich berichtet Jörn Schubert von den Motivationsgründen und gibt wertvolle Tipps für die ersten Schritte mit auf den Weg. Als wesentlich erachtet der Geschäftsführer in 4. Generation, die Angestellten von Anfang an in den Entscheidungsprozess mit einzubeziehen. Er betont: „Holen Sie ihr Team mit ins Boot und entwickeln Sie eine gemeinsame Strategie“.

Die Schreinerei Kaul führt das Model bereits seit vier Jahren durch. Hier arbeiten die Monteure in einer Woche an vier Tagen und in der darauffolgenden an fünf Tagen, jeweils im wöchentlichen Wechsel. Wie ihr Vorredner sieht die Firmeninhaberin in 5. Generation die Einbindung der Mitarbeitenden als erforderlich an. „Anfangs stand das Team der Sache noch skeptisch gegenüber“, erzählt die Schreinermeisterin, „doch die Aussicht auf 23 verlängerte Wochenenden im Jahr und deren konsequente Einhaltung fand schnell positiven Anklang“. Heute möchte niemand im Team mehr das rollierende Model missen.

Da für beide Betriebe die Erreichbarkeit für Kund:innen und Partner:innen an vorderer Stelle steht und diese die gesamte Woche gewährleisten sein soll, haben sie ein entsprechende System geschaffen.

Fazit
Die 4-Tage-Woche trägt sich für die Schreinerei Kaul, und auch Jörn Schubert hält eine Fortführung für sehr realistisch. Was nicht bedeutet, dass an der ein oder anderen Stelle Anpassungen vorzunehmen sind. Als positiv zu betrachten sind u.a. eine deutlich höhere Zufriedenheit der Mitarbeitenden, eine kaum vorhandene Fluktuationsrate (schon vor Einführung der 4-Tage-Woche) als auch als moderner und offener Betrieb wahrgenommen zu werden.
Das Konzept ist sicherlich nicht für jedes Unternehmen praktikabel oder gar umsetzbar. Dennoch lohnt sich eine Auseinandersetzung mit dem Thema und erste Schritte zu gehen – die so individuell sind wie ein jeder Betrieb.

Bild: Theresa Kaul, Firmeninhaberin der gleichnamigen Schreinerei, gibt Praxiseinblicke
Bildrecht: Simone Ludwig-Konggann, Wirtschaftsförderung Stadt Bamberg

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